Edmonton Umgebung

Mit Joice lerne ich die Umgebung von Edmonton kennen. Raynolds Museum ist eine ansehnliche Sammlung (über 6600) zur Geschichte der Motorisierung. Natürlich begeistern die sehr vielen Automobile aus allen Zeitperioden. Eine Abteilung muss sich mit den Landmaschinen auseinandersetzen. Straßenbau und Tourismus werden nicht ausgespart. Eine Halle ist vollgestopft mit Flugzeugen und Helikoptern. Interessant ist, dass einige Modelle, vor allen Dingen Flugzeuge und Helikopter, so präpariert sind, dass man darinsitzen kann und die Funktion der Hebel beobachten kann. Grundlage für dieses staatliche Museum ist eine private Sammlung. Auf dem Freigelände stehen noch viele Geräte, die auf eine Restaurierung warten. In der Restaurierungsabteilung arbeiten zurzeit 5 Männer (Frauen sind willkommen!) an mehreren Exponaten natürlich ehrenamtlich. Auch das Personal arbeitet, wie in nahezu allen englischsprachigen Ländern üblich, ehrenamtlich. Es gibt einen kleinen Rundkurs, auf dem man mit einem Ford T 4 fahren kann. Der Weg wird von der örtlichen Straßenbau Firma kostenlos instandgehalten, genauso wie der Parkplatz

Das Reservat in Maskwacis ist nicht weit. Ein einfaches Schild an der Straße weist darauf hin, dass man jetzt Indianer-Land betritt. Zumindest in den Grundschulen arbeiten indianische Lehrer. Die öffentlichen Gebäude sind von denen außerhalb des Reservates bezüglich der Sauberkeit nicht zu unterscheiden. Die von der Regierung gebauten Eigenheime haben eigene Bemalungen. Auf Grund der Spannungen der Menschen im Reservat untereinander wegen der verschiedenen „Anpassungsgrade“ kommt es auch zu mehr Kriminalität und einige Häuser sind stark verriegelt durch zugenagelte Fenster. Auch Alkohol, den ich hier in Kanada nur außerordentlich selten begegne, soll weit verbreitet sein.

Es geht in den Bison-Nationalpark. Das Gebiet umfasst 10 km mal 20 km und es befinden sich hier ca. 800 Bison. Man versucht die Herden auf dieser Größe zu behalten. Überzählige Tiere werde verkauft oder kostenlos an die Indianer zur Haltung auf ihrem Farmland abgegeben. Das Gebiet ist so angelegt, dass viele Touristen kommen können. Außer den zahlreichen Grillstationen, Zeltplätzen, Badestränden, Kanustationen, Spielplätzen, Wanderpfaden und Informationstafeln gibt es auch ein Theater. Die Bisons befinden sich in diesem Reservat eingezäunt hinter 2 m hohen Zäunen. Dies ist nötig, damit von anderen Tieren keine Krankheiten eingeschleppt werden können. Wir halten uns relativ lange hier auf, bevor wir zum Ukrainischen Dorf fahren. Wie viele andere Nationen auch, so wanderten viele Ukrainer seit Mitte der 1880-iger Jahre nach Kanada aus. Der Grund war, dass Kanada über 80 Millionen Hektar (doppelt so groß wie Deutschland und die Beneluxstaaten) in 1,25 Millionen Parzellen aufgeteilt hat und den Siedlern für ganz wenig Geld zur Verfügung gestellt hat. Der größte Teil der Auswanderer kam nach der Oktoberrevolution und den Hungerjahren im Bürgerkrieg nach Kanada. Und so sehen die Häuser alle in diesem Stil der zwanziger aus und repräsentieren schon Amerika/Kanada mit ein wenig Bezug zur alten Heimat. Betrieben wird das Museumsdorf von Enthusiasten, die hier tagsüber arbeiten, den Acker mit Pferden pflügen, Kutschfahrten organisieren und in den Häusern den Besuchern alles erklären. Wir essen einen Bortsch, der etwas „amerikanisiert“ wurde und verlassen das Museumsdorf.

Fort Edmonton ist eine Mischung aus Vergnügungspark, Museumsdorf und Eventzentrum. Erstes Ziel ist die Indianergeschichte, den wir befinden uns im Nordteil der Grand Prärie. Insbesondere die Crow lebten und leben hier, aber auch Siux, Blackfoot und Nakota. Eine Abteilung ist den Metis gewidmet. Sie bildeten sehr schnell nach der Eroberung des Wilden Westens die Mehrheit. Es handelt sich dabei um Nachfahren aus Beziehungen zwischen weißen Trappern oder Händlern und den Eingeborenen. Diese Leute wurden von beiden Seiten verstoßen und definieren sich früh als eigener Volksstamm. Interessanterweise haben sie von beiden Kulturen Sachen angenommen und so etwas Eigenes gebildet. Dann geht es in das eigentliche Fort. Edmonton heißt in der Sprache der Crew „Bieberhandelsplatz“. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Hudsonbay Compagnie hier ihren Hauptstützpunkt für den Fellhandel hatte. Biberfelle wurden nach Gewicht bezahlt und brachten für alle Seiten einen enormen Gewinn. Die Hudsonbay Company hatte das Monopol für ganz Kanada für den Handel mit allen Gütern. Und so wurde diese Posten zu einem Handelsposten, ohne dass eine Garnison es bewachen musste. Man kann sich auch als Mitarbeiter einstellen lassen. Der Lohn war nicht schlecht für einen der nicht lesen und schreiben kann. Nach 3 Jahren bekam man sogar Land von der Company geschenkt. Mit etwas Glück lernte man auch lesen und schreiben. Die 7-Tagewoche war üblich. In der „Museumsstadt“ befinden sich, wie allgemein üblich, in jedem Haus junge Leute, die über das Haus erzählen oder Fragen beantworten. .

In Metis-Crossing lerne ich ein wenig über die Metis kennen. Sie waren begehrt bei der Büffel-Jagd als gute Schützen mit furchtlosen Pferden. Wir sehen wie Pemnikan hergestellt wird. Die große Verbreitung der Cree und ihrer Sprache ermöglichte es, dass diese Nahrung überall unter den Jägern als Wegzehrung bekannt war, Obwohl es sicher bei 50 Prozent reinem Fett in der Hitze nicht angenehm schmecken musste.

Der Bruder von Joice wohnt gleich um die Ecke in 30 km Entfernung. Allein schon der erste Eindruck zeigt, dass hier Nachfahren von deutschen Einwanderern wohnen müssen. Alles ist außerordentlich gepflegt, wie eine Puppenstube. Er ist ein Vollbluthandwerker. In der Garage stehen ein Reservetruck, eine Stretchlimousine und mehrere Snowmobile. Hatte ich noch versucht anzugeben, dass ich off-road fahre, so sehe ich mit Erschrecken zwei 500-er Geländemotorräder fahrbereit der Garage stehen.

Dann geht es weiter zum nächsten Abenteuer.