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Ich fahre mit Steve umher. Man kann ihm kein X für ein U vormachen und auf nahezu alle Fragen hat er eine Antwort. Wir besuchen einen Kiestagebau. Kies (Gravel) wird hier am Atabasca viel abgebaut und für den Straßenbau oder zu Beton verwendet. Die Sandhügel in der Nähe sind ein beliebtes Motorsportterrain. Zum Glück ist Alberta doppelt so groß wie Deutschland und ganz Kanada hat halb so viele Einwohner wie Deutschland. Aber an jedem schönen Aussichtspunkt gibt es außer Sitzbänken auch eine Toilette. 

Der Athabasca ist normalerweise ein friedlicher Fluss. Er fließt schell, ist aber sehr flach. Ständig ändert er, wie alle Flüsse in Kanada sein Flussbett. Zur Zeit der Besiedelung des Landes vor 150 Jahren waren Flüsse die einzigen Verkehrsadern. Wir überqueren die 200-300 m mit einer Fähre, natürlich kostenlos.

Solche Flüsse waren in Kanada die Lebensadern, auch beim Goldrausch am youkon und Klondike. Massen von Goldsuchern kamen mit dem Schiff von San Franzisko in Skagway an um die 50 km über den chillkoot-Pass zu Fuß zu überwinden. Danach waren sie im Flusssystem des Yukon. Aber oben, nachdem man im Gänsemarsch oben angekommen ist, warteten oben bereits die kanadischen Mounties. Sie prüften, ob man genug Verpflegung und Ausrüstung bei sich hatte, um die folgenden Monate zu überstehen. Bis zu einer Tonne Ausrüstung war nötig um den Track bis Dawson City zu bewältigen. Anders als in Amerika kam in Kanada zuerst die Polizei, dann die Siedler!

Alberta wurde um 1910 bis in die 50-iger Jahre besiedelt. Durch den homestead Act konnte eine quartersection von 64 ha für 10 Dollar erworben werden. Daran geknüpft waren Bedingungen wie: wie viel Land jedes Jahr zu roden war bzw. urbar gemacht werden musste. Ein Haus musste gebaut werden und man musste sich an dem Bau des Schulhauses beteiligen.  Die Versorgung mit Energie kam erst später. Und so waren die ersten Jahre nicht leicht für die meist mittellosen Siedler.

Wir besuchen eine quartersection, die Miller-Farm. Der Farmer ist im mittleren Alter und bereits in zweiter Generation hier. Er ist Nachfahre von Holländern, seine Frau hat deutsche Wurzeln. Die Gegend wird neerlandia genannt, was das wohl heißen mag? Er ist ein kleiner Farmer, Getreide und Raps. Nur zwei Mähdrescher stehen einsatzbereit auf dem Hof. Regenschauer während der Ernte sind auch hier nicht selten ebenso wie Frost unter der Erde und so haben die Aggregate doppelbereifung. Auf dem Gelände stehen 8 Silos für Getreide und 2 für Dünger. Die getreidesilos werden automatisch überwacht. Eine vortrocknung ist selbst bei 300 t Silos nicht nötig, weil sie belüftet werden. Die Überwachung ist auf dem Handy sichtbar, was feuchte und Temperatur betrifft. Problem bei diesen Blech-Silos sind die Temperaturen im Winter, wenn es außen bis zu minus 20 grad und innen um die null grad sein können. Dann kommt es zur kondenswasserbildung. 

Wir schauen noch kurz in den farmersshop rein. Alles was ein Farmer braucht gibt es hier: Jagdgewehre und Gartenzwerge, grillfleisch und Tiefkühlkost, Pappteller und frische Milch.

Die Gegend ist viel von Busch durchzogen. Rehe (deer) wechseln. Es soll auch Bären geben.

Abends wird gegrillt die Nachbarin und ein guter Bekannter kommen. Mit viel Mühe schaffe ich das Steak. Von den Beilagen lasse ich nahezu alles liegen. Ach, Olympia ist ja auch. Nach einigen Recherchen bekomme ich mit, dass auch zwei Goldmedaillen nach Deutschland gingen, immerhin halb so viele wie nach Kanada!