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Lethbridge  ist eine mittelgroße Stadt. Dass hier 90 000 Menschen wohnen sollen ist schwer vorstellbar. Aber an diesem Sonntagmorgen sind sowieso alle in einer der zahlreichen Kirchen.  Die wechselvolle Geschichte reicht vom alkoholschmuggel zu den Indianern, vom Kohlebergbau bis zum Eisenbahnbau. Der viadukt ist heute immer noch ein  weithin sichtbares Zeichen.  Von der Planung bis zur Fertigstellung vergingen 4 Jahre. Dabei hat man mit Schweizer Gründlichkeit alle Eventualitäten beachtet. Die Brücke ist resistent gegen Windeinflüsse, die schon so manche amerikanische Brücke zerstört haben. Die Verformungen durch die Längenausdehnung des 1,6 km langen Stahls wegen der enormen Temperaturunterschiede (1,5 cm je Grad Temperatur) hat man bereit damals mit Gleitlager begegnet. Noch heute gibt es keinerlei Beschränkungen für die Züge was Geschwindigkeit oder Gewicht betrifft. Und die Züge, die zweimal täglich hier lang fahren, haben selten unter 100 Waggons auch wenn sie beladen sind!

Ich fahre durch das Reservat Blood 148. Weite Landstriche wirken öd und leer. Andere Gegenden scheinen von den Hutterern bewirtschaftet zu werden. Wer sonst lässt am Sonntag mitten in der Ernte die Maschinen am Feldrand in Reih und Glied stehen. Nahe der Hauptstadt findet ein Powhow statt, in der Ferne kann ich nur die Zeltstadt sehen. Insgesamt ist dieser Teil der Fahrt  ernüchternd. 

Im Fort Macleod sehe ich mir nochmal alles genauer an. Neue Erkenntnisse gewinne ich nicht.

Die Weiterfahrt nach Calgary ist bei schwülem und bedeckten Wetter eher ruhig. Der wochenendverkehr strömt zurück in die Stadt. Ein Straßenfest lädt mich zu einem Bummel und einer Portion Eis ein. 

Christin schläft noch als ich ankomme. Doch dann essen wir zu Abend und sie geht wieder zur Nachtschicht ins Krankenhaus. Gerne erzählt sie von ihrem Europa-Trip nach Beendigung der Schule und dass die deutschen Züge die unpünktlichsten in Europa sind. Na, ich behaupte sogar, in dem Punkt sind wir Weltmeister!