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Meine Englisch-Kenntnisse scheinen doch nicht so gut zu sein. Statt der zwei Spiegeleier auf Toast bekomme ich zwei Portionen zu je zwei Spiegeleier. Die Nacht war warm, im Zimmer arbeiteten zwei Klimaanlagen. Der indische Zimmergenosse hat mir dankenswerterweise das Bett unten überlassen. Der Fußmarsch gestern erzeugt noch immer einen gewissen Nachdurst. Auch die anderen Gäste sehen etwas „zerknittert“ aus. Ich entscheide kurzfristig, den Weg nach Radium nochmal zu nehmen und von dort nach Süden aufzubrechen. Zum einen habe ich Zeit, zum anderen will ich noch einiges nachrecherchieren.

Kurz vor radium wird die Sicht schlechter. Zeitweise beiträgt sie deutlich unter einem Kilometer. Es riecht verbrannt. Die Aussichtspunkte kann man getrost auslassen. Das wird auch die nächsten 150 km nicht viel besser. Alles ist knochentrocken und wir haben schon wieder über 30 grad. Dabei ist diese Gegend in BC so wie unsere Mittelgebirge. Ein Paradies für Familienurlaub und nicht so mondän! Dabei kann man Corvettes und Porsches auch auf den Straßen sehen. Die Wanderwege sind nicht so spektakulär, aber sanft. Es gibt zahlreiche heiße Quellen. Unterkünfte aller Preislagen sind vorhanden. Im Winter sicher ein Paradies für den Langlauf. In Kimberly hat man versucht, sich ein alpines Bild zu geben.  Ursache sind die olympischen Winterspiele 1988, bei denen der Ort jedoch nicht in Betracht gezogen wurde. Einen ganzen Berg hat man für die Abfahrtsläufe hergerichtet. Der Ort selber bietet wenig.  Ich besuche das Bergbaumuseum. Es ist kurz nach 15 Uhr und die letzte Bahn ins Bergwerk fuhr um 3. Das nennt man Glück! Dafür läuft ein männliches Deer (ein Reh, so groß wie ein Hirsch) im vollen Bast durch die Vorgärten und  knabbert an den Blumen. Im Fort Steele komme ich pünktlich an. Um 16 Uhr wird das Museum geschlossen. Gerne darf ich morgen früh wiederkommen. Na ja, bis 14 Uhr werden die Rentnerbusse abgefertigt und die paar Einzeltouristen danach kann man vertrösten. Ich versuche im Umkreis von 10 km eine Unterkunft zu finden, obwohl es deutlich zu früh dazu ist. Verzweifelt fahre ich zur nächsten „Stadt“ in 30 km Entfernung. Sie soll 19 000 Einwohner haben und ist erst durch die canadian Pazifik Railroad so bedeutend geworden. Die andere Eisenbahn ist die verstaatlichte canadian National. Tja, die Deutschen gehen den anderen weg und privatisieren ihre Eisenbahn. Wer weiß für wie lange! Ein kleines Motel hat es mir angetan und ich komme unter. Es ist genügend Zeit um an den Teich zu fahren und Enten zu beobachten. Bei unglaublichen 100-110 grad Fahrenheit  um 18 Uhr bzw. 17 Uhr Ortszeit in BC, ist das auch nicht angenehm. Aber ein Deer mit seinen beiden Kälbern, das mich argwöhnisch anschaut bevor es weiterfrisst, entschädigt etwas. Zum Abendessen gibt es Fisch und Chips: einfach, lecker, bekömmlich. Nach einem Feierabend ihr ist Nachtruhe.