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Heute also Ruhetag. Ich genieße das frühstück. Mein Entschluss steht fest, ich bleibe einen Tag hier.
Um den Autoverkehr zu reduzieren bekommt jeder Gast ein kostenloses Bus-Ticket. Das Zentrum ist für Autos gesperrt und nur Busse dürfen passieren. Ich habe mir 3 Sehenswürdigkeiten herausgesucht, die am Endpunkt einer Buslinie liegen. Der Wasserfall ist ja noch leicht. Weil wir noch im Gebirge sind, hat sich das Wasser durch diese Granit-Formation seinen Weg gebahnt. Sogar die Queen war hier, und jetzt sogar ich! Die 3 km zur nächsten Attraktion laufe ich einem Pferdeweg entlang. Ich hätte statt des Busses auch eine Kutsche ordern können. Dabei komme ich am Luxton Museum vorbei. Dieses private Museum Wurde erst vor kurzer Zeit zusammen mit den hier ansässigen Native eröffnet. Es zeigt wiedereinmal (anders als in Amerika) dass man sehr wohl weiß, dass dieses Land eigentlich den Indianern gehört und über Jahrtausende von ihnen besiedelt wurde. Inzwischen werde Berge auch wieder mit ihrem richtigen Namen benannt, auch wenn sie schwer für uns auszusprechen sind. Mein Reiseführer verliert kein Wort über die stinkenden Schwefelquellen, die hier warmes Wasser aus der Tiefe hervorbringen. Sie, und die Eisenbahn, sind die eigentliche Ursache für das Aufstreben dieser Stadt. Handwarm und manchmal auch etwas wärmer erzeugen sie eine Fauna und Flora wie bei uns, was hier nicht selbstverständlich ist. Eine kleine, für Besucher nicht zugängliche Grotte mit (nicht mehr vorhandenen) Stalagmiten brachte dem Ort seinen Bekanntheitsgrad ein. Das Wasser ist nicht nur warm (unschätzbar für jeden Trapper) und schwefelhaltig (stinkend), sondern auch etwas radioaktiv und damit lindernd bei vielen Gebrechen. Man hatte hier für damalige Zeiten „flüssiges Gold“ gefunden. Das kleine Becken gibt es immer noch, aber das große moderne daneben ist gegen Eintritt benutzbar. Ein kleines Museum am Rande erinnert an die 8000 Kriegsgefangenen im ersten Weltkrieg, die mit ihrer Arbeit wesentlich zur Entstehung und Erschließung der Nationalparks beitrugen. Kanada, als britische Kronkolonie, war in jedem Krieg involviert.
Es ist heute wieder unerträglich heiß und so nehme ich den Bus zur Gondel. Diese bringt mich in 8 Minuten 1000 m höher. Der Rundblick ist herrlich. In Ermangelung einer passenden Begleitung tröste ich mich mit einem Bier im höchsten Restaurant Kanadas. Ein kleiner Spaziergang durch den Ort schlisst den Tag ab. 750 Dollar (500 Euro) und mehr pro Person und Nacht scheinen für einige Hotels normal zu sein. Dafür kann man ganzjährig Weihnachtsschmuck kaufen. Mal sehen, was die anderen Tage bringen.