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26.7.
Prinz George! In der angeschlossenen Bäckerei essen wir Frühstück. Ich habe keine Lust auf die eingepackten Sandwiches, die in der Mikrowelle aufgewärmt werden müssen. Den Beagle, für den ich mich entscheide, kann man gegen die Wand werfen, er ist steinhart. Der Kaffee wird von einem Batista mit allen Raffinessen zubereitet. Er schmeckt furchtbar. Oder habe ich etwa schlechte Laune?
Es ist bewölkt wir haben Zeit. Es geht bergauf und der Wald wird immer dichter. Ein Bahngleis läuft neben unserer Straße entlang. An einer Stelle haben wir Gelegenheit die Anzahl der Wagen zu zählen. Übereinstimmend kommen wir auf 116, die von 3 Lokomotiven gezogen werden. Hier in der Gegend wird Wolfram abgebaut. An einem Aussichtspunkt genießen wir den Blick auf die Hügel ringsum. Wie überall in Westkanada haben sich die Flüsse tief in die Gebirge hineingefressen und viel von dem Sand und Geröll herausgewaschen. Von der Holzwirtschaft, die hier früher dominant war, ist nicht mehr viel übrig. An einem anderenorts erfahren wir, dass die Sägemühlen im Ort geschlossen sind. Statt dessen wird die Energie für „Bitcoinmining“ genutzt. Schafft zwar keine Arbeitsplätze aber ist zumindest ökologisch, wenn auch Quatsch. Zum zweiten Mal sehe ich Windkraftanlagen. Sie werden hier in Kanada direkt auf dem Kamm eines Gebirgszuges gebaut. Photovoltaik ist außerordentlich selten und wird nur von wenigen Farmern angewandt. Ich habe erst 3 oder 4 Höfe gesehen, die sich annähernd mit Photovoltaik selbst versorgen können.
Im servicbereich arbeiten viele Asiaten, insbesondere aus den Philippinen. Mitten im Nirgendwo an der Straße im Wald betreibt eine asiatische Familie eine Donut-Bäckerei. Völlig ungewohnt für viele Amerikaner, die auf Grund der großen Entfernungen nur Waren aus dem Kühlregal kennen, werden hier frische Hefeteigschnecken und richtige Beagles gebacken. Sogar der Kaffe schmeckt. 5 Personen, natürlich Asiaten, arbeiten in der Küche ohne Pause und die Schlange am Tresen wird nicht kleiner. Etwa 15 Personen stehen vor uns und warten geduldig.
Nachdem wir diesen Teil der Rocky Mountains hinter uns gelassen haben kommen wir in die Ebene. Zunehmend erobern Laubbäume den Wald und Farmen werden immer häufiger. Die Sonne kommt nicht durch, manchmal gibt es ein wenig Nieselregen. Na gut, bei 18 grad kann man auch von Wärme reden. Wir kommen in einen Ort, der für seine holzarbeiten berühmt ist. Die filigranen Figuren werden mit der Kettensäge ausgeschnitten. Bei den Exponaten an der Straße ist die Grenze zwischen Kunst und Kitsch fließend.
Bei Dawson creek erreichen wir den Alaska Highway. Beim letzen Mal haben wir bei herrlichem Sonnenschein hier kurz Station gemacht und die Motor-Show bewundert. Heute ist alles grau in grau. Doch die Trauer dauert nicht lange und wir kommen auf dem Highway 49 in Alberta an. Wieder will keiner meinen pass sehen. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, dass wir eine andere Zeitzone haben. Die Felder sind jetzt wieder geometrisch und der Wald verschwindet nahezu völlig. Wieder stechen die Farmen der Mennoniten oder Hutterer besonders hervor. Ihre Höfe sind größer und die Silos zahlreicher. Sind sonst auf den Höfen 3-5 große metallilos, so sind es bei ihnen 15-20. Einige andere Farmen stehen zum Verkauf oder leer. Landwirtschaft rentiert sich auch hier nur, wenn sie großflächig betrieben wird. Da ist es gut, wenn man Teile des Landes für die Energiegesellschaft verpachtet hat um fracking zu ermöglichen. Auch hier in Kanada ist das Problem der Überalterung spürbar. Das Transportgewerbe ist inzwischen in pakistanisch-indischer Hand.
Unser heutiges Ziel ist ein kleines Motel in. MacLennan. Die Stadt hat 600 Einwohner. Hauptattraktion ist die katholische Kirche aus dem Jahr 1947, denn hier sind die meisten im Umkreis von 150 km Katholiken. Die Frau an der Rezeption kommt aus den Philippinen. Das beste Lokal am Platze ist ein Asia-Schnellimbiss. Viele Autos stehen davor. Es gibt alles: vom deutschen Hamburger Schnitzel über Chinesisch süß-sauer bis ausgefallenen koreanischen Gerichten. Ich entscheide mich für ein Thai-Curry. Mal sehen, was der Tag morgen bringen wird. Die Straße durch Jasper, die wir ursprünglich fahren wollten, ist noch immer gesperrt. Der Regen kam 2 Tage zu spät. Es waren ca. 25 l an einem Tag, unnormal viel in dieser Gegend. 5000 Einwohner und 15000 Touristen mussten evakuiert werden. Teile der Stadt (30-50%) und große Teile des Nationalparks sind zerstört. Ursache ist die Jahrhundert-Rekord-Hitze der letzten Wochen mit über 30 grad!